Mehr Licht im Wald für Foto- und Videoaufnahmen
Sind mobile Videoleuchten eine Lösung?
Filmen und Fotografieren in dunkler Umgebung - wenn das Tageslicht nicht mehr ausreicht, kann man ohne zusätzliche Beleuchtung kaum noch schöne Aufnahmen erstellen. Farben und Kontraste verschwinden.
Ein Lösungsansatz ist künstliche Beleuchtung. Eignen sich günstige akkubetriebene Videoleuchten, um dunkle Ecken eines Trails besser auszuleuchten? Die Antwort lautet: Ja beim Filmen, nein beim Fotografieren.
Beim Fotografieren ist ein Blitz das Mittel der Wahl, um Action in dunkler Umgebung auszuleuchten. Der Blitz liefert helles Licht für einen Sekundenbruchteil, das reicht für ein einzelnes Foto aus.
Beim Filmen benötigt man die zusätzliche Beleuchtung für den gesamten Moment der Videoaufnahme. Dann sind akkubetriebene Videoleuchten hilfreich, mit denen sich kleine Bereiche gut ausleuchten lassen.
Da beim Filmen im Vergleich zum Fotografieren eine relativ lange Verschlusszeit verwendet wird (z.B. 1/50 Sekunde bei Videoaufnahmen mit 25 Bildern pro Sekunde), fällt beim Filmen bei jedem Einzelbild mehr Licht auf den Sensor.
Eine Fotoaufnahme würde man eher mit 1/1000 Sekunde belichten, um die Action 'scharf' einzufrieren. Die Verschlusszeit ist damit rund 20-fach kürzer, entsprechend weniger Licht trifft in dieser Zeit den Sensor. Das bedeutet: Dauerlicht für eine Fotoaufnahme muss sehr viel stärker sein.
Ein einfaches Videolicht reicht da nicht aus. Die Helligkeit eines Baustrahlers wäre erforderlich und da wird es beim mobilen Einsatz (akkubetrieben, klein & leicht) schnell teuer.
Ähnliches gilt für eine Methode, die wir in zwei vorherigen Tutorial vorgestellt hatten, um über Framegrabs aus 4K- bzw. 6K-Videoaufnahmen an scharfe Actionfotos vom Mountainbiken zu gelangen. Da diese Videos mit ähnlich kurzer Verschlusszeit wie beim Fotografieren gedreht werden, benötigt man auch dafür eine stärkere Ausleuchtung (siehe Aufnahmen ganz unten).
Anders sieht das beim 'normalen' Filmen aus, da reicht schon ein einfaches Videolicht mit ca. 2000 Lumen aus, um für eine Aufhellung der Aufnahme zu sorgen.
Die Testaufnahmen entstanden mit einer LED-Videoleuchte, die 2000 Lumen liefert (Modell: Yongnuo YN-300* für um die 50 EUR). Diese Leuchten verwende ich normalerweise Indoor, um Gegenstände für Fotoaufnahmen auszuleuchten.
Dank der kompakten Bauart und der Option zur Stromversorgung über ein NP-F-Akku eignet sich diese Lichtquelle auch für den mobilen Einsatz.
Beim Filmen sorgt das zusätzliche Licht für eine bessere Ausleuchtung - in dunkler Umgebung bedeutet das: mehr Kontrast, mehr Farbe und mehr Details.
Wichtig dabei: je näher die Lichtquelle am beleuchteten Objekt steht, desto größer ist die Beleuchtungsstärke. Das funktioniert nicht nur in dunkler Umgebung, sondern auch bei Gegenlicht (heller Himmel über den Baumwipfeln).
Mit zunehmender Entfernung der Lichtquelle vom Objekt wird die Ausleuchtung deutliche schwächer (physikalisch: Die Intensität fällt bei Entfernungsverdoppelung auf ein Viertel des Anfangswertes).
Bei 2000 Lumen muss man da schon nah ran (ca. 1-3 Meter funktionieren)... und gleichzeitig darauf achten, dass der LED-Strahler nicht im Bild zu sehen ist.
Fazit: Beim Filmen lässt sich die Videoleuchte sinnvoll einsetzen, beim Fotografieren und generieren von Fotos aus hochauflösenden Videoaufnahmen eher nicht.
10.08.2021 © FULLFACE | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall