Trace - Action Sport Tracker

Trace - Action Sport Tracker

Speed, Airtime, Sprunghöhe - dieser Logger zeichnet alles auf

Mit dem Datenlogger von Trace ist seit kurzem ein interessantes Tool auf dem Markt, das nahezu jede Bewegung aufzeichnen soll, die ein Sportler ausübt. Dieser GPS- und Bewegungs-Tracker ist mit 9 Sensoren ausgestattet, stoßfest, wasserdicht und dabei nur halb so groß wie ein Eishockey Puck.

Diese kleine Einheit lässt sich am Sportgerät montieren oder auf dem Helm tragen und macht dabei alle Bewegungen mit, die der Sportler ausführt. Die Daten werden fortlaufend gespeichert und können per App ausgewertet werden: Sprunghöhe, Sprungweite, Airtime, Speed... all das ist später als Statistik verfügbar.

Das Konzept von Trace ist, die gesammelten Daten zentral auf einem Server zu hosten und von dort aus für individuelle Statistiken per App zur Verfügung zu stellen, Werte aller Sportler über Ranglisten vergleichbar zu machen und die ermittelten Daten auch als Overlay in gleichzeitig aufgezeichnete Videos zu integrieren.

Das sind interessante Features, die wir uns im Detail angeschaut haben. Das Trace wurde im alpinen Bereich entwickelt, Snowboarden und Skifahren waren die ursprünglichen Einsatzbereiche. Inzwischen wurde die Software auch fürs Mountainbiken, Wellenreiten, Windsurfen, Kitesurfen, SUP und Wakeboarden angepasst.

Trace - Action Sport Tracker

Bedient wird das Trace per Bluetooth über ein Smartphone. Dazu stehen zwei kostenfreie Apps zur Verfügung: TRACE SNOW für Wintersportarten und Mountainbiken, TRACE SURF für Wassersport und den Explore Mode.

Um die Daten auswerten zu können ist eine Registrierung erforderlich, denn alle Daten werden zentral bei Trace gespeichert - App und Videosoftware greifen auf den Trace Server zu.


Einsatz in der Praxis
Der Trace Sensor wird per USB-Kabel auf einer Ladestation geladen und ist so bereit für einen mehrstündigen Einsatz. Unter freiem Himmel wird der Sensor eingeschaltet und muss zur Kalibrierung zunächst ein GPS-Signal erfassen - das kann einige Minuten dauern. Die verfügbare Signalstärke lässt sich per Bluetooth-Verbindung auf dem Smartphone überprüfen. Sobald die LEDs blau leuchten, ist das Trace fertig für den Einsatz.

Dazu wird der Sensor mit einer halben Drehung in der flachen Halterung befestigt.

Diese lässt sich mithilfe eines Klebepads auf planen Oberflächen aufkleben. Wichtig ist die Orientierung: der Pfeil muss in Fahrtrichtung zeigen.

Auf gewölbten Flächen, wie beispielsweise einem Helm, muss die Halterung zusätzlich mit Gewebeklebeband befestigt werden. Dann kann es losgehen, ein Knopfdruck aktiviert den Aufzeichnungsmodus, die LEDs blinken blau. Ab jetzt zeichnet der Sensor alle Bewegungen auf. Nach der Session kann man die Aufzeichnung durch erneuten Knopfdruck beenden (oder für weitere Sessions wieder starten).

Die Datenübertragung findet später per Bluetooth statt. Wir empfehlen allerdings zuvor eine Datensicherung vorzunehmen. Dazu einfach das Trace in die Ladestation setzen und eine Verbindung per USB-Kabel zu einem Rechner herstellen. Die Dateien mit der Endung '.trc' sichern und die USB-Verbindung wieder trennen. So stehen euch die Daten dauerhaft zur Verfügung (z.B. für späteren erneuten Upload übers Web), denn nach der Übertragung per App wird der Speicher des Loggers automatisch gelöscht.

Trace - Action Sport Tracker
Oben: Die Halterung des Trace muss mit dem Pfeil in Fahrtrichtung befestigt werden. Der Upload erfolgt per Bluetooth Sync über das Smartphone. Unten: Die Video App integriert die Statistik ins Videobild, dazu kann nur der unbearbeitete Originalclip verwendet werden.

Die Übertragung
Für den Upload auf den Trace Server ist eine Bluetooth-Verbindung sowie der Login und eine Datenverbindung ins Web erforderlich. Die App erkennt, ob Sessions aufgezeichnet wurden und fragt nach der Sportart. Wir wählen Mountainbiken aus und starten das Synchronisieren. Nach dem Upload benötigt der Server noch einige Zeit für das Verarbeiten, danach sind die Daten in der Statistik verfügbar - manchmal relativ schnell, manchmal erst mit einigen Stunden Verzögerung. Dies ist scheinbar dem System der zentralen Datenverwaltung geschuldet, denn die Interpretation und Speicherung erfolgt nicht intern auf dem Smartphone, sondern zentral auf den Trace Servern.


Session Sheet
Das Ergebnis kann man dann per App abrufen (oder reduziert auf die Kartendarstellung auch im Web). Der Ort wird automatisch aus den Geodaten ermittelt, die Uhrzeit eingeblendet und die gefahrene Strecke als grüne Linie auf einem Satellitenbild angezeigt. Ein Beispiel einer Session im Dirt Park:

  • Distance (zurückgelegte Strecke): 2,4 Kilometer
  • Sustained Speed (Durchschnittsgeschwindigkeit bei Abfahrten) 28,3 km/h
  • Avg Speed (Durchschnittsgeschwindigkeit inkl. Pausen) 12,1 km/h
  • Max Speed (Höchstgeschwindigkeit): 41,7 km/h
  • Calories (verbrauchte Kalorien): 44
  • Slope Time (Dauer der Session): 16 Minuten
  • Air Time (gesamte Zeit in der Luft): 48,1 Sekunden
  • Lift Time (gesamte Zeit im Lift): 0 Minuten
  • Rest Time (gesamte Zeit der Pausen): 8 Minuten

Die Line auf der Weltkarte zeigt dabei mit einer Einfärbung von rot, orange, gelb bis grün den Verlauf der Geschwindigkeit an. Wenn das Trace einen Sprung aufzeichnet, dann stehen dazu in der Statistik die Airtime, die Höhe, die Weite und die horizontale Geschwindigkeit zur Verfügung.

Eigentlich sollte auch der Ort der Session automatisch ermittelt werden, aber das hat bei unseren Tests nicht immer funktioniert. Ein nachträgliches manuelles Editieren des Aufnahmeortes ist leider nicht möglich. Auch können im App einzelne Sessions oder Runs nicht mehr gelöscht werden - das wäre hilfreich, da man nicht alles online teilen möchte.

Wurde bei der Session gefilmt (vorherige Synchronisation von Kamera und App erforderlich), z.B. selbst mit einer Actioncam oder mit einer Kamera an der Strecke, dann kann man die Statistiken auch in einem Video einbetten.


Video Overlays
Für Mac Rechner steht eine Video App zur Verfügung, mit der Bewegungsdaten als Animation passend zum Video eingeblendet werden können. Für Windows User gibt es eine Alternativelösung, die über einen Dropbox Upload der Videos funktioniert.

Um Videos passend aufzuzeichnen, lassen sich App und GoPro Actioncams per Wifi mit dem Trace synchronisieren. Auch jede andere Kamera lässt sich über die Systemzeit manuell auf die GMT-Zeitvorgabe der App einstellen.

Trace - Action Sport Tracker
Oben: Die Satellitenbilder im Hintergrund der App wurden aus rechtlichen Gründen unkenntlich gemacht. Links: Die Strecke wird farblich entsprechend der Geschwindigkeit eingezeichnet, Sprünge werden als Punkte nummeriert. Mitte: Nicht immer stimmt die Messung: 2 Sekunden Airtime bei diesem Jump, Sprunghöhe 18 Meter, Sprungweite 0 Meter?! Rechts: Das Bikepark-Gelände haben wir weiß unterlegt, die aufgezeichnete Strecke geht weit drüber hinaus, auch über Gebäude...

So kann die Videosoftware später die Daten sekundengenau im Videofile integrieren - fertig ist ein interessantes Overlay mit Geschwindigkeitsanzeige, Sprunghöhe, und Airtime.

Die Software soll eigentlich aus der Originaldatei automatisch die einzelnen Rides herausschneiden, führt eine Farbkorrektur durch, blendet die Daten ein und speichert den Clip in einer neuen Datei. Sollten Datenlayer und Action bei nicht sekundengenauer Synchronisation vor der Aufnahme nicht zusammenpassen, kann das Datenlayer in Sekundenschritten vor oder zurück verschoben werden.


Die Video Option im Detail
Für einfache Ansprüche funktioniert die automatische Videoverarbeitung ganz gut, aber die von uns getestete Software (Video App Version 1.1.1) offenbart unter professionellen Gesichtspunkten auch Mängel. Wenn man beispielsweise die automatische Farbkorrektur deaktivieren, wird anstelle des Clips nur eine Fehlermeldung ausgegeben.

Auch die Verschiebung des Datenlayers ist nur in groben Sekundenschritten möglich, besser wäre eine Verschiebung in Einzelbildern, um das Layer passend zu den 25 Videoframes pro Sekunde justieren zu können.

Eingelesen werden kann nur eine unbearbeitete Originaldatei der Kamera. Das Overlay richtet sich automatisch nach der Größe des Input Files und ist danach untrennbar mit diesem verbunden. So kann man leider keine 1440p Aufnahmen einer GoPro (Bildverhältnis 4:3) einlesen, um später im Videoschnitt den idealen Ausschnitt für Full HD Ausgabe im Bildverhältnis 16:9 zu generieren, denn dabei würde man auch den Datenlayer beschneiden. Eine Option zur Ausgabe des reinen Datenlayers ohne Hintergrundvideo fehlt.

Auch wird keine Option angeboten, um einen eigenen Start- und Endpunkt des Videos zu definieren. Die Software möchte so viel wie möglich automatisieren, schaffte es aber nicht, die Action eigenständig herauszuschneiden, bzw. die Abfahrten voneinander zu trennen.


Zuverlässigkeit der Messung
Wir haben das Trace mehrfach beim Mountainbiken getestet. In offenem Gelände mit freier Sicht zum Himmel funktioniert das Tracking recht zuverlässig, aber in Gelände mit Baumbestand scheint die GPS-Messung an ihre Grenzen zu stoßen. Messerfehler bei Sprüngen und ungenaue Kartendarstellung der gefahrenen Strecke kommen vor, der Grund dürfte die störende Signalreflexion an Bäumen sein.

Im Wald sieht es deshalb noch schlechter aus, das Trace App war nicht in der Lage Daten zu einer fast einstündigen Session zu generieren. Das fatale dabei - die Daten sind verloren, nach der Übertragung wartet man vergebens auf die Statistik. Da die Daten im Logger verschlüsselt aufgezeichnet werden, kommt man auch nicht über ein zuvor gesichertes Backup an verwendbare Werte.

Eine Umwandlung in das GPX Format ist erst möglich, wenn der Trace Server die Daten generiert hat und die Statistik zur Verfügung stellt. Das GPX Format kann über die Website heruntergeladen werden und eignet sich, um die gesammelten Geodaten in anderen Programmen zu verwenden, z.B. für die Darstellung auf Karten.

Das Problem der 'Missing Sessions' kam in unserem Test nur beim Mountainbiken vor. Beim Windsurfen wurde an zwei Tagen auf dem Wasser alles aufgezeichnet. Auch beim ursprünglichen Einsatzbereich als Tracker für Wintersportler dürfte alles funktionieren, da Skipisten ebenfalls freie Sicht zum Himmel bieten.

Trace - Action Sport Tracker

Beim Mountainbiken haben uns die fehlenden Sessions den Spaß verdorben, auch weil parallel aufgezeichnete Videos sich ohne von Trace interpretierte Daten nicht mit Overlays versehen lassen.


Fazit
Die Datenaufzeichnung beim Mountainbiken funktioniert nur in Abhängigkeit vom Gelände. Im Wald gelang uns keine Sessionaufzeichnung. In einem Bikepark mit Baumbestand gab es Fehler bei der Streckendarstellung, teilweise auch bei der Sprunghöhe/-weite und der Airtime.

Die Video App funktioniert für einfache Ansprüche, auch dort könnten Programm Updates Verbesserungen bringen. Da Trace das Modell eines zentralen Datenhostings anwendet, ist man auf das öffentliche Teilen seiner Sessions angewiesen, eine Option zum Löschen steht in der getesteten Version nicht zur Verfügung.

Eine lokale Interpretation der Bewegungsdaten auf dem eigenen Rechner ist nicht möglich. Alles funktioniert über eine App, die auf die Serverdaten zugreift. Unterm Strich ein nicht ganz billiges Spielzeug mit Verbesserungsbedarf, an dem Statistiker aber eventuell Spaß haben könnten. Leider fürs Mountainbiken wenig geeignet, wenn man es in bewaldeten Gebieten einsetzen möchte.

Mehr Infos zu den Features für andere Sportarten findet ihr auf der Website des Herstellers, Testaufnahmen beim Windsurfen findet ihr auf dieser Windsurf Website.

Unten findet ihr ein kurzes Video mit Testaufnahmen, das die erzeugten Daten Overlays zeigt.

11.07.2016 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall