Vogelperspektive
Aufnahmen aus 5 bis 10 Meter Höhe sind möglich

Vogelperspektive

Action von oben filmen

Inspiriert von Luftaufnahmen mit Quadrocoptern haben wir uns die Frage gestellt, wie man ohne großen Kostenaufwand Action von oben filmen kann. Das funktioniert zum einen mit einer langen Stange (siehe Story: Mastmount). Die maximale Höhe ist dabei aber durch die Länge des Stabes begrenzt. Unterwegs auf Trails scheidet diese Variante wegen des Transportproblems aus.

Wie schafft man es also, eine Kamera möglichst hoch über dem Trail oder einem Sprung zu positionieren? Aufhängen an einer Leine wäre eine Möglichkeit. Man benötigt dazu lediglich ein langes Seil und eine geeignete Location, die auf beiden Seiten eine erreichbare Position zum Aufhängen bietet. Bäume gibt es im Wald genug, wie also bekommt man das hin?

Man benötigt eine lange und robuste Leine, z.B. eine dicke Angelschnur oder eine Rebschnur, wie man sie auch für Kabelkameras verwendet. 50 Meter sollten es mindestens sein.

Als nächstes müssen die beiden Enden jeweils möglichst hoch in einem Baum befestigt werden. Dazu verwendet man einen Wurfgegenstand. Ideal ist ein runder Stein, der sich anders als ein Stock nicht so leicht im Geäst verhaken kann. Wichtig: die Leine wird daran mit Klebeband befestigt, nicht verknotet. Sollte sich der Wurfgegenstand in einer Astgabel verkeilen, so kann man durch starken Zug die Leine wieder befreien.

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Das Seil mit der Kamera wird über dem Sprung zwischen zwei Bäumen gespannt

Ziel ist es, die Leine hoch im Baum über einen Ast zu werfen und das herunterbaumelnde Ende dann am Baum zu verknoten. Genau so macht man es auf der anderen Seite.

Bevor das zweite Seilende in den Baum geworfen wird, sollte man die Befestigung für die Kamera (z.B. eine Gelenkhalterung aus dem Standardzubehör) auf dem Seil auffädeln. Sind beide Enden im Baum, kann die Leine testweise gespannt werden.

Jetzt müsst ihr austesten, wo genau die Kamera auf dem Seil sitzen soll und in welche Richtung diese ausgerichtet werden muss. Die Position auf dem Seil kann man mit Klebeband fixieren, danach wird das Seil gespannt.

Wenn sich die Kamera über ein Smartphone App steuern lässt, könnt ihr den Blickwinkel sofort kontrollieren und auch die Aufnahme darüber starten und stoppen. Ohne App oder Fernbedienung müsst ihr die Leine jedes Mal lösen, um die Kamera bedienen zu können.

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An solchen Locations lässt sich das Seil mit der Kamera hoch über dem Boden spannen. Mit einem elektronisch stabilisierten Gimbal kann man das Pendeln bei Wind eleminieren.

Worauf sollte man sonst noch achten?
Wind ist euer Feind, denn jede Bewegung des Baumes wird auf das Seil übertragen und lässt die Kamera taumeln. Auch die frei hängende Kamera bietet genug Angriffsfläche für den Wind. Filmen macht also nur bei Windstille Sinn.

Das Seil ist eine Gefahr für alle anderen Personen, die sich an der Location aufhalten. Am Boden liegend oder nur leicht gespannt kann sich jeder andere Biker oder Wanderer darin verfangen, stolpern und stürzen. Also unbedingt alle anwesenden und sich nähernden Personen informieren.

Schaut euch die Stelle, an der das Seil gespannt werden soll, genau an. Lässt es sich zwischen zwei Punkten ungestört hochziehen, oder sind weitere Hinternisse (z.B. Bäume, Äste) im Weg? Auch die Äste des Baumes, an dem das Seil befestigt ist, können beim Spannen stören.

Wer die Kamera für eine Aufnahme sehr hoch über dem Boden befestigen möchte, kann sich eine Senke oder kleines 'Tal' suchen. In hügeligen Landschaften gibt es immer wieder Abschnitte oder Rinnen, die auf beiden Seiten von Hängen oder Geländekanten eingegrenzt werden. Wer diesen Bereich überspannen kann, kann von sehr weit oben filmen.

Bei der Ausrichtung der Kamera sollte man sich vorher überlegen, von wo nach wo der Biker durchs Bild fahren soll. Blickt die Kamera genau von oben auf die Strecke, dann ist der längere Weg von links nach rechts besser, als wenn man später im Video von oben nach unten durchs Bild rauscht.

Viel Spaß beim Ausprobiern. Hier kommt noch ein kurzer Clip mit Beispielaufnahmen:

05.01.2016 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall