Gap Basics

Gap Basics

Step-by-Step zum Road Gap

Den respektvollen Blick auf's fette Road Gap im Bikepark kennt sicher jeder aus eigener Erfahrung. Alle anderen Strecken sind zigfach gefahren, aber dieser eine Sprung fordert einiges an Überwindung.

Es ist nicht unbedingt die Höhe, denn Drops oder Sprünge über Geländekanten nimmt man gerne mit. Es ist die potentielle Gefahr den Sprung nicht weit genug zu fliegen und unsanft mit dem Vorderrad genau die Kante zu erwischen.

Gap bedeutet schließlich, dass der Sprung über eine Lücke im Geländeverlauf führen muss, also ein Mindestmaß an Weite erfordert. Beim Road Gap ist das die Breite der Straße.

Ein mentales Problem, denn würde man die Böschung von der Straßenkante bis zum Absprung einfach aufschütten, hätten man deutlich weniger Bedenken diesen Drop zu nehmen.

Gap Basics
Road Gaps wie oben sind nichts für Einsteiger. Sucht euch für den Anfang ein kleines Gap wie auf den beiden rechten Fotos. Bei 1,5 Metern Höhe und Weite verläuft die Flugbahn genau diagonal und ist einfach zu meistern.

Der Einstieg
Der beste Einstieg für das Springen von Gaps ist also das Herantasten, klein anfangen und sich dann an die nächste Höhe heranwagen (wer noch keine Drops springt, findet hier das passende Tutorial für Einsteiger).

Sucht euch ein kleines Gap im Bikepark oder baut eine kleine Rampe an einem Hang am lokalen Spot. Die Kante sollte dabei nicht weiter vom Absprung entfernt sein, als die Rampe hoch ist (z.B. 1,5 Meter Höhenunterschied zwischen Absprung und Kante, entsprechend 1,5 Meter Entfernung von der Rampe zur Kante).

Für Mathematiker: es entsteht ein rechtwinkeliges Dreieck (90-Grad-Winkel am Fuß der Rampe), die Fallline führt diagonal im 45-Grad-Winkel von der Rampe zur Kante. So kommt man auch mit weniger Schwung oder verpatztem Absprung locker rüber.

Achtet dabei auf eine abfallende Landungzone hinter der Kante, die sowohl seitlich als auch nach unten genügend Auslauf bietet falls man beim Landen mal vom Weg abkommt. Hier sollten auf keinen Fall Bäume stehen.

Gap Basics
Rechts: Zu kurz gesprungen und das Bike nicht in die richtige Fluglage gedrückt, das Hinterrad landet auf der Kante. Links: Zu kurz gesprungen, das Vorderrad setzt an der Kante auf. Unten: Weite und Fluglage passen.

Die Hardware
Mentalen Support und Schutz vor Verletzungen bietet euch die volle Montur: Helm, Knie- und Ellbogenschoner, Protektorenjacke und Handschuhe. Federwegreiche Fullies stecken verpatzte Landungen besser weg als Hardtails.

Der Sprung
Physikalisch gilt für den Sprung: je schneller desto weiter. Das hilft, um sicher über die Kante des Weges hinweg zu springen. Es kommt aber auch auf die perfekte Flugbahn an, denn je weiter man springt, desto tiefer liegt das abfallende Gelände beim Landeanflug unter einem.

Das Bike muss in der Luft durch Körperverlagerung nach vorne geneigt werden, um mit beiden Rädern gleichzeitig zu landen. Beim Absprung nicht am Bike reißen, sondern - wenn die Weite es erfordert - dynamisch abspringen und die Landung anvisieren. Im Prinzip nicht anders als beim Floater Drop.

Dazu fährt man die Rampe in der Grundposition an. Kurz vor der Kante werden Arme und Beine gebeugt und mit Schwung aus dieser tiefen Position heraus genau an der Kante wieder gestreckt. Dieser Impuls sorgt für den Lift des Bikes nach oben. Ein aktiver Absprung ist nicht für jedes Gap erforderlich, das hängt von der zu überspringenden Weite ab.

Gap Basics
Das Road Gap im Bikepark Winterberg

In der Luft bleibt man mit angezogenen Armen und Beinen zunächst zentral über dem Bike und steuert durch das dosierte Strecken der Arme den Winkel für den Landeanflug. Um mit beiden Rädern gleichzeitig aufzusetzen und die Landung abzufedern werden Arme und Beine gestreckt.

Wenn die Technik sitzt, könnt ihr auch größere Gaps springen, denn meist ist bei breiteren Wegen auch der Absprung höher, so dass die Falllinie identisch ist wie bei der kleinen Variante.

Schaut euch unbekannte Gaps immer erst von der Seite an, dabei kann man an der Neigung der gedachten Verbindungslinie zwischen Absprung und Kante den erforderlichen Speed gut einschätzen.

Unten findet ihr ein Video mit vielen Aufnahmen von Sprüngen über Gaps bis hin zum Road Gap.

31.10.2012 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall