Drop Basics
Vom Überrollen einer Geländekante bis zum Floater Drop
Der Drop ist ein Step Down Sprung, führt also von einer höher gelegenen Ebene auf eine tiefere. Im Englischen bedeutet 'to drop' fallen lassen, es geht also ganz klar abwärts.
Die Technik, wie man den Drop ausführt, unterscheidet sich je nachdem mit welcher Geschwindigkeit man an die Kante heran fährt und welche Eigenschaften Absprung und Landung aufweisen.
Die Absprungfläche, im Bikepark in der Regel ein Northshore (Holzrampe), im Gelände meist das Plateau vor einer Kante (stufenförmiger Absatz) kann ebenerdig, abfallend oder auch leicht ansteigend sein, auch die Landung kann von flat bis zur steilen Neigung jeden Winkel haben.
Drop Varianten für jede Gelegenheit
Kleine und langsam gefahrene Drops, z.B. von einer Parkbank, einer flachen Mauer oder über eine kleine Geländestufe, erfordern einen aktiven Körpereinsatz, um das Vorderrad anzuheben und danach mit dem Hinterrad über die Kante zu rollen.
Ähnlich wie bei einem Bunny Hop beugt man sich auch beim Heranrollen an die Kante über den Lenker, um aus dieser Position heraus durch Strecken der Arme und Verlagerung des Körperschwerpunktes nach hinten das Vorderrad zu entlasten. So vermeidet man beim Überfahren der Kante ein Absacken des Vorderrades, während man mit dem hinteren noch Kontakt zum Absprung hat.
Das Hinterrad kann jetzt kontrolliert über die Kante rollen. Zur Landung wird der Körperschwerpunkt wieder zentral über das Bike gebracht und der Lenker nach vorne gedrückt. Kleine und langsame Drops in flaches Gelände kann man mit dem Hinterrad landen, denn die Beine können die auftretenden Kräfte am besten abfedern.
Bei sehr langsamer Fahrt über eine Kante kann man den Wheelie Drop anwenden, bei dem kurz vor der Kante das Vorderrad zum Wheelie hochgerissen wird und die Weiterfahrt zur Kante - und auch die Landung - auf dem Hinterrad erfolgt.
Der eleganteste Drop ist allerdings der Floater Drop, der mit höherer Geschwindigkeit angefahren und wie ein Sprung ausgeführt wird. Das Ziel ist den Drop mit viel Flow zu überwinden, also dynamisch abzuspringen und soft zu landen, um die Geschwindigkeit mitzunehmen. Das funktioniert bei abfallendem Gelände am besten mit einer Landung auf beiden Rädern gleichzeitig.
Drop erkunden
Wichtig ist: Einen Drop vor dem ersten Versuch immer genau betrachten, nur so erkennt man wie man ihn nehmen muss und was einen dahinter erwartet. Je nach Winkel von Absprung und Landung muss man seine Geschwindigkeit anpassen, um nicht ins Flat zu springen oder etwa die erforderliche Weite für ein unerwartet auftauchendes Gap zu verpassen. Da man aus der Fahrt heraus die Landung höherer Drops nicht einsehen kann, bei unklaren Situationen sicherheitshalber zuerst den freien Weg checken, um nicht in gestürzte Bike-Kollegen, unvorsichtige Fotografen oder andere Hindernisse zu rasen.
Step-by-Step zum ersten Drop
Anfangs sollte man mit einer möglichst geringen Höhe starten und sich langsam an höhere Drops heranarbeiten. Wer den ganz sicheren Weg gehen möchte, kann sich mit dem Überrollen kleinerer Geländestufen an den Drop herantasten.
Kleine Geländestufen überrollen funktioniert im Prinzip wie das Fahren über eine Bordsteinkante (vom Bürgersteig auf die Straße): Durch Strecken der Arme hält man den Bodenkontakt beim Überfahren der Kante mit dem Vorderrad und gleicht die stärkere Neigung aus, darauf federn die angewinkelten Beine die Kante mit dem Hinterrad weg.
Diese Technik lässt sich leicht auf Absätze im Gelände übertragen. Auf eurem Hometrail könnt ihr kleine Kanten suchen und die Höhe langsam steigern.
Immer vorher an der Kante testen, ob das Bike mit dem Tretlager bzw. Zahnkranz aufsetzt. Wichtig dabei: das Einfedern der Gabel berücksichtigen, denn der Abstand vom Boden zum Rahmen verringert sich durch das Einfedern des Bikes.
Mit der Erkenntnis, dass man eine Geländestufe sicher überrollen kann, wird auch die Hemmung vor schnellerer Anfahrt und dem Springen abgebaut. Wo man im Notfall bremsen und in langsamer Fahrt ohne Aufsetzer rüber kommt, traut man sich auch mehr zu.
Protektoren schützen nicht nur vor Verletzungen, sie helfen auch mental. Deshalb die ersten Versuche am besten mit voller Montur starten: Fullface Helm, Knie- und Ellbogenschoner sowie eine Protektorenjacke mit Schulter-, Brust und Rückenpolsterung sind optimal.
Federwegreiche Fullies bieten ebenfalls mehr Sicherheit und Support von euren Bike Buddies hilft beim Korrigieren von Fehlern.
Drops springen
Um über einen Drop zu springen fährt man diesen in der Grundposition an. Kurz vor der Kante werden Arme und Beine gebeugt und mit Schwung aus dieser tiefen Position heraus genau an der Kante wieder dynamisch gestreckt. Dieser Impuls sorgt für den Lift des Bikes nach oben.
In der Luft bleibt man mit angezogenen Armen und Beinen zunächst zentral über dem Bike und steuert durch das dosierte Strecken der Arme den Winkel für den Landeanflug. Ideal ist eine Landung mit beiden Rädern zugleich. Dazu strecken sich Arme und Beine, um im Zusammenspiel mit den Dämpfern die Landung abzufedern.
Da es beim Droppen in der Regel nicht um Weite geht, sondern um das kontrollierte Einleiten einer Flugbahn mit steilerem Landungswinkel, sollte man den dynamischen Absprung sehr fein dosieren und auf keinen Fall zu sehr am Bike reißen. Stattdessen die Landung anvisieren, denn der Körper folgt wie sonst auch der Kopfsteuerung.
Unten findet ihr ein 3-minütiges Video, das den Weg zum Drop Step-by-Step zeigt (Überrollen und Springen von Geländekanten, Floater über kleine Rampen bis hin zum richtigen Drop).
04.09.2012 © FULLFACE | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall