Springen über Tables

Springen über Tables

Fahrtechnik Tutorial für Einsteiger

Wer das Springen mit einem Mountainbike lernen möchte, sollte damit an einem Table starten. Ein Table ist eigentlich nichts anderes als ein abgeflachter Erdhaufen, Absprung und Landung sind mit einem flachen Mittelstück verbunden.

Damit ist es zunächst völlig egal, ob man am Anfang überhaupt abspringt, denn ein Table lässt sich auch ohne Sprung fahrend überwinden. Selbst wer bei den ersten Versuchen nur wenige Zentimeter abhebt, landet sicher auf dem Plateau und kann das restliche Stück rollen. Das funktioniert auch mit jedem CrossCountry-Bike.

Das Ziel ist jedoch einen Table richtig zu springen. Wichtigste Eigenschaft des Tables ist die Beschaffenheit des Absprungs, dieser darf nicht 'kicken'. Die Absprungrampe sollte von der Seite betrachtet wie mit einem Lineal gezogen aussehen und lang genug sein, dass beide Räder drauf passen.

Ist der Absprung nämlich zu kurz oder sieht von der Seite durchgebogen aus (z.B. vom Regen ausgewaschen oder zu stark ausgefahren), dann erhält das Hinterrad beim Absprung einen stärkeren Impuls (Kick), der das Bike schnell in eine zu starke Vorlage bringt.

Ein idealer Table zum Üben ist 1 bis 2 Meter hoch, hat einen nicht zu steilen Absprung (so um die 45 Grad) und ist möglichst breit (das vermittelt mehr Sicherheit, wenn man nicht genau gerade abspringt).

Das Ziel ist den Table so zu springen, dass man das flache Stück komplett überfliegt und mit beiden Rädern gleichzeitig auf der Landung aufsetzt.

Fangt zuerst mit dem Überrollen des Tables an. Den Sprung fahrt ihr in Grundstellung an, der Körper steht zentral im Bike mit leicht angewinkelten Knien und Armen, die Pedalen stehen waagerecht. Steigert dann bei der Anfahrt langsam die Geschwindigkeit, so dass ihr an der Absprungkante auch ohne aktive Körperbewegung leicht abhebt. Das vermittelt das Gefühl für die erste kurze Airtime. Arme und Beine federn durch Beugen die Energie der Landung ab.

Springen über Tables
Von der Seite sollte ein Table wie auf der oberen Skizze aussehen. Der Absprung der unteren Abbildung wird das Hinterrad zu stark kicken (man gerät dabei schnell in eine zu starke Vorlage). Auf dem Foto links seht ihr die aktive Streckbewegung beim Absprung. Diesen Sprung findet ihr in Zeitlupe auch im Video.

Mit genau dieser Geschwindigkeit macht ihr weiter, setzt dazu jetzt aber zusätzlich eine aktive Körperbewegung ein, um den Abhebe-Impuls zu verstärken. Dies ist nichts anderes als eine Tief-Hoch-Bewegung wie bei einem Strecksprung aus dem Stand. Rollt auf den Table zu, behaltet dabei die Absprungkante im Auge und senkt euren Körperschwerpunkt kurz vor der Rampe durch Beugen der Arme und Beine leicht ab.

Unmittelbar vor der Absprungkante, wenn beide Räder noch auf dem Boden sind, führt ihr eine Körperstreckung aus. Dieser Impuls nach oben verleiht dem Sprung mehr Höhe und Weite. Macht das am Anfang nicht zu stark, um nicht von den Pedalen zu rutschen.

Wenn das Timing passt, könnt ihr die Geschwindigkeit der Anfahrt erhöhen und so schon ein gutes Stück weiter springen, aber immer noch sicher auf dem flachen Stück des Tables landen.

Als nächstes solltet ihr lernen die Lage des Bikes in der Luft zu kontrollieren.

Versucht dazu ganz bewusst mit leichter Rücklage und stärkerem Zug am Lenker abzuspringen, um bei der Landung zuerst mit dem Hinterrad aufzusetzen. Die Landung mit dem Vorderrad zuerst schafft ihr durch stärkeren Impuls der Beinstreckung beim Absprung und Verlagern des Körperschwerpunkts nach vorne. Wenn ihr die Fluglange kontrollieren könnt, solltet ihr das Ziel verfolgen mit beiden Rädern gleichzeitig und möglichst soft aufzusetzen.

Jetzt steht die Steigerung der Weite auf dem Programm, denn das Ziel ist das Plateau des Tables zu überspringen, das Bike in eine leichte Vorlage zu bringen und soft mit beiden Rädern gleichzeitig auf der Landerampe aufzusetzen. Die Weite des Sprungs könnt ihr durch eine höhere Anfahrtsgeschwindigkeit oder durch einen aktiveren Absprung steuern.

Die Landung auf der Landerampe ist dabei ziemlich einfach, denn wie ein Skispringer nähert man sich dem abfallenden Boden langsam im richtigen Winkel an. So lassen sich später auch größere Tables problemlos meistern.

Achtet immer auf die Bodenbeschaffenheit der Strecke, wenn ihr an unterschiedlichen Tagen übt. Bei feuchtem Boden werdet ihr deutlich langsamer sein, das Springen des Tables ist damit etwas schwieriger. Auf knochentrockener Strecke wird man dann so schnell, dass man Gefahr läuft den Table komplett zu überspringen und im Flat dahinter zu landen. Das wird dann meist sehr unsanft.

Deshalb immer wichtig: die richtige Schutzausrüstung. Gerade anfangs kann es vorkommen, dass man die Kontrolle über sein Bike verliert. Ein Helm (am besten ein Fullface-Helm), Handschuhe, Knie- und Ellenbogenschoner sowie ein Rückenprotektor sollte man tragen, wenn man sich an die ersten Sprünge ranwagt.

Wer ganz sicher gehen möchte, kann seine Unterschenkel mit Schienbein- und Wadenschützern beim Abrutschen von den Pedalen schützen. Schlüsselbeine und Schultern freuen sich bei Stürzen über gute Polsterung durch Protektorenjacken.

Welche Bikes sind ideal zum Üben? Hardtails übertragen den Impuls beim Absprung ungefedert auf den Boden, geben also ein direkteres Feedback beim Lernen. Bei Fullys schluckt die Federung eine Teil des Impulses, hier muss man beim Absprung aktiver werden.

Dafür gibt es bei vollgefederten Bikes ein deutliches Plus beim Landekomfort. Fehler werden hier soft weggebügelt. Ein tiefes Oberrohr erleichtert das Absteigen vom Bike bei verpatzten Sprüngen. Eine Kettenführung verhindert das Schlagen der Kette bei der Landung.

Wenn ihr Tables sicher springen könnt, dann habt ihr die Basis für alle anderen Sprünge geschaffen und seid auf Doubles, Drops und Sprünge im Gelände bestens vorbereitet.

Tables eignen sich dann auch perfekt, um mit dem Stylen in der Luft zu beginnen...

30.04.2014 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall