Actionshots selbstgemacht - Teil 7: Intervallaufnahmen
Hier sind zwei aufeinander folgende Bilder einer GoPro HD Hero zusammen montiert, um die Problematik zu zeigen: Zwischen beiden Aufnahmen liegt nur 1 Sekunde, auch die Bewegungsunschärfe ist deutlich zu sehen

Actionshots selbstgemacht - Teil 7: Intervallaufnahmen

Kann man mit der Serienbildfunktion von Actioncams oder anderen Kameramodellen gute Fotos von sich selbst schießen?

Gemeint ist dabei nicht der Mount am Helm, Brustgurt oder Bike, sondern eine Kameraposition im Gelände, um die eigene Vorbeifahrt abzulichten. Das sollte eigentlich funktionieren...

So gut wie alle aktuellen Actioncams verfügen über einen Serienbildmodus (Intervallaufnahme). In diesem 'Foto-alle-X-Sekunden-Modus' nimmt die Kamera im Idealfall Fotos im Abstand von 0,5 bis 2 Sekunden auf (je nach Modell).

Reicht das aus, um ohne großen Aufwand an gute Bilder zu kommen, wenn man alleine unterwegs ist? Kamera hinstellen, ein paar Mal verbeifahren, fertig? Unser Test zeigt: es ist schwierig...

Das liegt hauptsächlich an der Geschwindigkeit, mit der man über die Strecke ballert. Fährt man z.B. mit 25 km/h, dann sind das umgerechnet ca. 7 m/s. Das offenbart das Problem: Selbst wenn die Kamera sehr schnelle Bildfolgen zulässt (1 Bild alle 0,5 Sekunden), dann liegen dort genau 3,5 Meter zwischen beiden Aufnahmen. 1 Bild pro Sekunde bedeutet schon den doppelten Abstand (= 7 Meter).

Um aber ein gutes Bild (z.B. von einem Sprung) zu schießen, muss sich alles direkt vor der Kamera abspielen. Da unterscheiden Zentimeter, ob z.B. der Arm (bei einer Aufnahme von unten) das Gesicht verdeckt.

Actionshots selbstgemacht - Teil 7: Intervallaufnahmen
Actioncams machen gute Aufnahmen, wenn sich nahe Objekte wie Helm und Bike kaum bewegen - der unscharfe Hintergrund bringt Dynamik ins Bild. Steht die Kamera fest am Boden, werden schnelle Objekte unscharf abgebildet. Perfekte Treffer sind Glückssache, hier seht ihr wie es meistens ausschaut: mittleres und rechtes Bild liegen nur eine Sekunde auseinander.

Das Treffen des richtigen Moments ist also reine Glückssache. Viele Wiederholungen helfen zwar, um einen halbwegs guten Treffer zu landen, aber nach 10 Anläufen fürs selbe Motiv lässt die Motivation deutlich nach. Im Praxistest war oft der Absprung, aber auf dem nächsten Foto nur noch der Hinterreifen zu sehen.

Wer es ausprobieren möchte, sollte eine Actioncam verwenden, die mindestens 1 Bild pro Sekunde schießt (unsere Trefferquote beim '2-Sekunden-Modus' war nahezu Null). Zusätzlich braucht man eine große Speicherkarte, denn die Kamera steht ja auf Dauerfeuer und speichert munter weiter, während man das Bike bergauf schiebt.

1.000 Bilder sind da schnell geschossen. 16 GB Speicherkapazität sollten es schon sein. Auch die Geschwindigkeit der Karte spielt eine Rolle, besonders wenn die Bildfolge schneller wird (mindestens 'Klasse 4').

Nach dem Überspielen auf den Rechner steht dann die Auswahl an. Hunderte von Bildern sind Ausschuss, dazwischen muss man die Aufnahmen entdecken, auf denen man selbst durch Bild rauscht.

Und erst jetzt erkennt man ein weiteres Problem: Die eigentlich perfekte Aufnahme, die zufällig genau vor der Linse geschossen wurde, ist stark verwischt.

Da Actioncams keine manuelle Einstellung von Blende und Verschlusszeit bieten, regelt die Kamera die Belichtung automatisch. Gerade bei Aufnahmen in schlechteren Lichtverhältnissen ist die Belichtungszeit viel zu lang, um gestochen scharfe Fotos zu liefern. Wo mindestens 1/800 Sekunde erforderlich wäre, sehen die Ergebnisse der Actioncams aus wie mit 1/50 geschossen - mit starker Bewegungsunschärfe anstatt eingefrorener Action.

Actionshots selbstgemacht - Teil 7: Intervallaufnahmen
Mit DSLRs, Bridge- oder Systemkameras hat man volle Kontrolle über die Belichtungszeit - die Bilder werden knackig scharf. Mit Fernauslösern lassen sich Intervallaufnahmen steuern.

Die Frage liegt also nahe, ob man auch mit anderen Fotokameras Serienbilder schießen kann. Klar, das funktioniert! Je nach Kamera ist dazu entweder ein einfacher Kabel-Fernauslöser mit Feststellbutton (für permanenten Druck auf den Auslöser) oder ein programmierbarer Timer-Fernauslöser (z.B. Phottix TR-90) erforderlich.

Es empfiehlt sich allerdings nicht digitale Spiegelreflexkameras per Fernauslöser-Feststellung auf Dauerfeuer zu stellen. Die dadurch (je nach Kameramodell) zwar möglichen 3-7 Bilder pro Sekunde sind zwar klasse, die mechanische Belastung von Verschluss und Spiegel ist aber unverhältnismäßig hoch, zumal die Auslösegeschwindigkeit aufgrund der hohen Datenmenge nach kurzer Zeit deutlich nachlässt oder sogar zum Absturz der Kamera führen kann.

Actionshots selbstgemacht - Teil 7: Intervallaufnahmen
Diese Serie wurde mit 2 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Im Vergleich zu den Aufnahmen weiter oben sieht man, dass der Abstand der Einzelbilder nur noch ca. 3,5 Meter beträgt. Gute Treffer bleiben trotzdem Glückssache.

Aber per Timer-Fernauslöser im 1-Sekunden-Modus und manueller ISO-, Blenden- und Belichtungszeit-Einstellung lassen sich qualitativ hochwertige Fotos schießen.

Auch mit der in früheren Tutorials bereits vorgestellten Firmware-Erweiterung 'Magic Lantern' für die Canon Modelle 500D, 550D, 600D, 50D, 60D und 5D Mark II sind Serienaufnahmen möglich. Unter dem Menüpunkt 'Intervalometer' lassen sich dort Intervallaufnahmen ab 1 Bild pro Sekunde einstellen.

Neuere System- und Bridge-Kameras verfügen oft schon über verschiedene Serienbildmodi, die unterschiedliche Serienbildgeschwindigkeiten bieten.

Sehr schnelle Bildfolgen sind dabei meist nur in reduzierter Auflösung möglich, oder bei hoher Auflösungen auf eine maximale Anzahl speicherbarer Bilder begrenzt.

Per einfachem Kabel-Fernauslöser kann man aber 'langsamere' Bildfolgen aktivieren, die z.B. 2 Bilder pro Sekunde schießen. Die FZ-Modelle von Panasonic speichern so bis maximal 100 Bilder, man hat umgerechnet also 50 Sekunden Zeit, um einen Run an der Kamera vorbei zu starten.

Unterm Strich bleibt es jedoch bei einem sehr hohen Zeitaufwand, nur durch Zufallstreffer gelingen einem gute Bilder.

07.11.2012 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall