Biken in Dänemark
Trails im Dünenwald
Der Nordwesten Dänemarks gehört zu meinen Lieblings-Destinations, wenn es um Windsurfen und Wellenreiten geht. Wasser anstatt Waldboden kommt bei der Wochenendplanung immer dann in Betracht, wenn Tiefdruckgebiete von Westen her über die Nordsee ziehen und Wellenberge an die Küste schieben.
Wellenabreiten ist wie auf einer geschwungenen Anliegerline durch weichen Boden zu fräsen, Springen gleicht gigantischen Jumps in ein riesiges Foam Pit - Wasser ist weicher als Dirt, Verletzungen kommen deshalb selten vor.
Das Bike war bei solchen Ausflügen zwar öfters dabei, diente im Ort aber meist nur für den Weg vom Camper zum Kaufmannsladen, denn im sandigen Dünengelände ist kaum ein fahrbarer Trail zu finden.
Das dachte ich zumindest, bis ich beim Googeln nach dänischen Bikeparks (könnte es ja geben) bei Youtube auf GoPro-Videos aus Nordjütland stieß. Geschwungene Single Trails durch Kiefernwälder waren dort zu sehen, alles nur wenige Kilometer von Klitmøller entfernt, dem Surfparadies im dänischen Nordwesten.
Die Website der Touristeninformation hatte die nächste Überraschung parat, es gab tatsächlich PDFs mit Karten der Strecken, die von der Nationalparkverwaltung extra als Mountainbike Rundkurs angelegt wurden. Zwischen 6 und 10 Kilometer quer durch den Dünenwald, dass musste ich mir anschauen.
Beim nächsten Trip in den Norden war mein auf 8 Gänge aufgepimtes Dirtbike an Board und am ersten weniger windigen Tag ging es ab zur Vilsbøl Plantage am Vandet See, nur wenige Kilometer von der Küste entfernt im Hinterland von Klitmøller.
Was kann man von einem Rundkurs durch einen Wald erwarten? Große Höhenunterschiede gibt es hier nicht und Cross Country finde ich persönlich nicht ganz so spektakulär, aber auch in heimischen Wäldern findet man bei Trainingsrunden ja ab und an einige flowige Stellen.
Die Strecke hatte mich schnell als Fan gewonnen, denn landschaftlich hatte ich bisher nichts Schöneres gesehen. Auf schmalen Pfaden ging es kurvenreich durch Kiefernwälder, auf weichem, sandigem Boden, der die Rollgeräusche fast verschluckte. Feuchte und komplett mit Moos überzogene Waldböden wechselten sich mit Lichtungen ab, gerodete Bäume lagen teilweise noch am Boden.
Dünengrasfelder, Heidekraut, Fliegenpilze am Wegesrand, reichlich Wurzeln auf der Strecke, Anstiege auf kleine Hügel, geschwungene Abfahrten, ab und zu sehr sandige Stellen.
Das machte richtig Spaß, einige gute Passagen bin ich direkt mehrfach gefahren, bis die Linie passte. Fast jeden Moment denkt man 'perfekte Stelle für ein Foto', aber alleine unterwegs ist das ja nicht so einfach. Nach etwas mehr als der Hälfte blickte ich dann von einer hohen Böschung in eine gerodete Ebene, diesen Hang hinunter führte die Strecke.
Verdammt wurzelig und sandig, aber auch mit 100 Millimeter Federweg vorne war das zu meistern. Den folgenden, unfahrbaren Anstieg habe ich hochgeschoben und bin andersherum mehrmals runtergebrettert - hier hätte ich gerne mein Big Bike aus der Tasche gezaubert.
Strecke Nummer eins war abgehakt, noch am selben Tag gings weiter zur Tvorup Klitplantage, die im Hinterland zwischen Klitmøller und Nørre Vorupør liegt. Zwei Strecken sollte es hier geben, eine einfache 'weiße' Route für Einsteiger über 6 Kilometer und eine anspruchsvollere 'grüne' über 10 Kilometer. Zweitere nahm ich in Angriff und wurde auch hier mit nordischer Wildnis pur belohnt.
Fazit: Bike ab jetzt beim Surftrip immer im Bus, denn die Runden machen Spaß. Von der dänischen Grenze aus sind es rund 300 Kilometer in diese Region, ob diese lange Anreise sich für die beiden kurzen Strecken alleine lohnt ist zu bezweifeln, denn viel mehr gibt diese Ecke Nordjütlands für Mountainbiker nicht her. Wer aber wegen des Wassersport eh in der Gegend ist, der hat zwei neue Alternativen für wind- und wellenlose Tage.
PDF-Karte Vilsbøl Plantage
PDF-Karte Tvorup Klitplantage
16.10.2013 © FULLFACE | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall, Michi Balluff, Vivian Wehr