Lago di Garda

Lago di Garda

Eine Bustour in den Süden - Teil 1

Zwei Wochen Urlaub standen Anfang Juni an, geplant war ein Roadtrip mit frisch ausgebautem Bus von Kiel in Richtung Süden. Ein paar Bikeparks in Österreich, ein Abstecher zum Gardasee und weiter bis nach Rom war die grobe Planung.

Neben ein paar Tagen Sightseeing in der italienischen Metropole sollte auch etwas Zeit für einen Abstecher in die Abruzzen zum nahen Prato Selva Bikepark und an die Mittelmeerküste zum Windsurfen oder Wellenreiten übrig bleiben. Schöner Plan, aber leider spielte das Wetter nicht ganz mit.

Während über unserer Heimat ein Skandinavienhoch die erste Hitzeperiode des Jahres ankündigte, sollte unsere Route uns - nach einem Zwischenstopp in Köln - direkt in die Unwetterregion südöstlich von München führen. Warnungen vor heftigen Unwettern, Überflutungen und Straßensperrungen erreichten uns erst im Sendegebiet von Bayern 3. Als sich auf der Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg der Himmel verdunkelte und wir in die ersten Schauer kamen, war es an der Zeit unseren Plan zu überdenken.

Lago di Garda
Der Gardasee - das Ambiente ist einfach nice!

Angesichts des Wetter dürfte der Bikepark-Besuch in Saalbach und Leogang ins Wasser fallen, wenn wir es aufgrund der Straßensperren überhaupt dorthin schaffen sollten. Auch der Wettercheck per App sorgte eher für Ernüchterung: Innsbruck - Regen, Gardasee - Regen, selbst für Rom zeigten die Symbole Regen und kühle Temperaturen.

Alternativen? Vielleicht die Tour nach Westen verlagern und über die Schweiz fahren? Aber auch für Basel sah es in den kommenden Tagen nicht gut aus... ganz im Gegensatz zu Kiel, Sonne satt zeigte das Display. Also zurück in den Norden? Oder zumindest in die Bikeparks im Sauerland oder Harz? Nein, wir wollten raus aus Germany, sollte ja ein echter Urlaub werden...

Vom Rastplatz aus rief ich meinen Bruder an, der sich wenig später mit einem ausführlichen Wettercheck im Web zurückmeldete: "Alles südlich der Alpen sieht gut aus, Gardasee Mo.-Fr. 20°-25°C, Rom auch gut, in Bayern Land unter". Also doch über den Brenner, aber nicht weiter auf dieser Strecke in Richtung Inntal, sondern weiter westlich über den Fernpass.

Das war an diesem Tag nicht mehr zu schaffen, also planten wir einen Zwischenstopp im Bikepark Beerfelden ein. "Ist sonnig, bis 18 Uhr haben wir geöffnet", klang es beim Anruf aus der Leitung, also an der nächsten Abfahrt drehen und zurück auf die Autobahn nach Würzburg.

Lago di Garda
Der Nadelwald zwischen Berg- und Mittelstation oberhalb von Malcesine. Hier findet man ein paar nette Streckenabschnitte.

Über die A81 und sich endlos schlängelnde Landstraßen ging es von dort Richtung Beerfelden im Odenwald. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn erst um 17:15 Uhr standen wir dort auf dem Parkplatz. Also schnell zum Lift und Ticketpreise gescheckt. "Die halbe Stunde kannst du noch so fahren", war das ziemlich erfreuliche Angebot an der Talstation des Schleppers. Viel mehr Zeit verblieb tatsächlich nicht, genau vier Fahrten waren noch drin. 1x blaue, 1x rote und 2x schwarze Line... und die haben richtig Spaß gemacht.

Danach ging es nach einem Pizza-Stopp und Umfahrungen des Hochwassers am Neckar weiter über Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart und Ulm, wo wir auf einem Parkplatz übernachteten. Am nächsten Morgen war das Wetter bei der Weiterfahrt nach Füssen regnerisch. Trotzdem legten wir einen kurzen Zwischenstopp an Schloss Neuschwanstein ein - wenn man schon Mal in der Gegend ist.

Danach ging's weiter über den Fernpass nach Innsbruck, von dort über den Brenner nach Italien. Sonne satt, Klamottenwechsel: Shorts und T-Shirt!

Dann lag endlich der Gardasee vor uns, wir steuerten auf Malcesine am Ostufer zu, denn der Ort liegt direkt am Fuße des Monte Baldo. Von dort aus führt eine Seilbahn bis auf 1752 Meter Höhe. Wir wählten einen ortsnahen Campingplatz oberhalb der Uferstraße, direkt in Höhe des Landeplatzes der Paraglider. So gab's in den nächsten Tagen nicht nur Sonnenuntergänge mit Seeblick in lauer Abendluft zu genießen, sondern auch regen Flugverkehr mit einigen Wasserlandungen direkt vor unserer Nase.

Mitte der Woche stand dann die erste Tour an, ein bergauftaugliches Bike hatte ich zwar nicht dabei, kämpfte mich aber vom See mit meinem auf 8-Gänge umgebauten Dirtbike (36er Zahnkranz und 11-32er Kassette) rund 700 Höhenmeter bis in den Wald oberhalb der Mittelstation, wo einige Lines und Kicker im Wald gebaut waren.

Der Boden war stellenweise noch vom Gewitter der vorangegangenen Nacht aufgeweicht, aber für diese Region ist weicher Nadelwaldboden ja schon ein Rarität. Die Line findet ihr anhand der gelben Pfeilmarkierungen auf dem unteren Teil des Wanderweges No. 2, der von der Bergstation zur Mittelstation führt.

Lago di Garda
Mit der Seilbahn hoch und dann über Sentiero 16, 3 und 10 bergab - mit voller Schutzausrüstung, da auf der Erstbefahrung alleine unterwegs.

Kurz vor der Mittelstation zweigt dann oberhalb des Wanderwegs No. 4 rechts ein Single Trail ab, der einige hundert Meter parallel zum Weg in Richtung Norden führt. Weiter ging es dann über eine kurzes Stück Dirtroad auf einen steinigen Eselkarren-Pfad, der holprig und kurvenreich bis nach Campagnola führt, mein Hardtail war angesichts des Untergrundes natürlich nicht die perfekte Wahl. Hier könnte man auch weiter dem Sentiero No. 4 nach Navene folgen (kurzer Anstieg nach einem Tümpel in einer Senke), aber heute sollte es erst einmal zurück zum Campingplatz gehen.

Am nächsten Morgen stand ich um 8:30 Uhr an der Gondel, die halbstündlich Sonderfahrten für Biker macht. 17,- EUR kostet das Ticket bis zur Bergstation. Dieses Mal sollte es mit dem Big Bike bergab gehen, eine vielversprechende Abfahrt hatte ich im Lagobiker-Magazin entdeckt, das an der Seilbahnstation kostenfrei auslag.

Voll war es an diesem Morgen, über 50 andere Biker warteten auf den Transport nach oben, allerdings alle mit tourentauglichem Gerät unterwegs.

Auf der Strecke die Westflanke hinab war ich wenig später alleine unterwegs. Der Trail führte zunächst quer über einen schmalen Wiesenpfad unterhalb des Starthangs für Paraglider und Drachenflieger. Dieser Wanderweg No. 16 ist auf den meisten Karten nicht mit Nummer verzeichnet und mündet wenig später in die 3, der sich als schmaler Kiespfad in Serpentinen flowig bergab schlängelt. Nach einem kurzen Stück asphaltierter Straße (ca. 400 Meter) biegt man scharf rechts ab auf den Wanderweg No. 10. Hinter einer Kuhweide und dem Metallgatter geht es dann ans Eingemachte: In endlosen Kehren führt eine verblockte, steinige Strecke durch den Wald bergab. Nicht alle Passagen sind fahrbar, aber mit viel Federweg echt spaßig... und scheinbar endlos. An einem großen Felsen gibt's auf halber Strecke den freien Blick ins Tal, dann geht es weiter durch den Wald bis zum Privatgrundstück des Ferienhauses 'La Solitaria', über dessen Zufahrt das Rad geschoben werden sollte (Hinweisschild am Gatter beachten).

Lago di Garda
Die 10 macht Spaß - außer einer Wandergruppe gab's keinen Gegenverkehr.

Wenig später endet dieser Weg auf der Wanderroute Nummer 4, wo ich am Vortag schon unterwegs war - heute allerdings mit passendem Fahrgestell. Auch die lange Variante bis nach Navene sollte es sein, fast vier zusätzliche Kilometer mit einer sehr geilen Serpentinenpassage hinter dem Monte Fubia.

Das letzte Stück oberhalb von Navene führt als breiter Schotterweg kurvenreich bergab, hier kann man es fast bis zum See noch einmal laufen lassen und dann an der Uferpromenade entlang entspannt nach Malcesine zurück radeln.

Bis jetzt hatte sich der Weg zum Gardasee also gelohnt: Sommerwetter, gute Bikestrecken für mich und gute Windsurfbedingungen für meine Freundin. Nicht nur deshalb haben wir die Weiterfahrt nach Rom kurzerhand verschoben. Auch wegen der immer noch unsicheren Wetterprognose haben wir in Malcesine verlängert.

Hier geht's weiter zum zweiten Teil der Reise...

15.07.2013 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall