Actionshots selbstgemacht - Teil 5: Bewegungssensor
Die Kamera löst aus, wenn sich ein Objekt durch den Bildausschnitt bewegt
Das Funktionsprinzip von Bewegungsmeldern kennt sicher jeder: Alarmanlagen und Außenlichter werden aktiviert, sobald sich ein Objekt im Erfassungsbereich bewegt. Kann man so auch eine Kamera auslösen? Klar - sogar ohne große Bastelarbeit, wenn man die in Teil 4 des 'Actionshots selbstgemacht' Tutorials vorgestellte Firmware-Erweiterung für Canon Digitalkameras verwendet.
Mit der Software 'Magic Lantern' lässt sich der Funktionsumfang der Canon Modelle 500D, 550D, 600D, 50D, 60D und 5D Mark II um eine 'Motion Detect' genannte Funktion erweitern. Dies ist nichts anderes als eine Bewegungserkennung: die Kamera löst aus, wenn sich ein Biker durchs Bild bewegt. Zusätzliche Hardware ist nicht erforderlich, die Dokumentation der nicht von Canon unterstützten Firmware-Erweiterung sollte man zuvor aber genau studieren.
'Motion Detect' funktioniert ausschließlich im LiveView Modus, also wenn das LCD-Display der Kamera aktiviert ist. Die Bewegung kann auf zwei unterschiedliche Arten erkannt werden: Bildänderung und Helligkeitsänderung.
Bildänderung (Frame Difference) bedeutet, dass die Kamera auf sich verändernde Einzelbilder (Frames) reagiert. Wenn sich ein Objekt vor der Kamera vorbei bewegt, dann ändert sich die Darstellung auf dem LCD-Display. Stark vereinfacht gesagt ist jetzt ein Biker zu sehen, wo vorher im Hintergrund nur Bäume standen. Die Kamera gleicht permanent Veränderungen im Bildaufbau ab und löst dann aus, wenn sich das auf dem LCD-Display wiedergegebene Einzelbild zum vorherigen verändert (diese Veränderung wird ca. 25 mal pro Sekunde abgeglichen).
Auslösen bei Helligkeitsänderungen (Exposure Change) funktioniert im Prinzip genauso, nur dass die Aufnahme erfolgt, sobald sich die Helligkeit des Bildes ändert. Ein neues Bildobjekt, also z.B. ein vorbeifahrender Mountainbiker, ändert die Gesamthelligkeit des Bildes, die Kamera löst aus.
Beide Varianten lassen sich nach Aktivierung über das Magic Lantern Menü per SET- und Q-Taste einstellen. Das Ansprechverhalten beider Varianten kann in 30 Empfindlichkeitsstufen geregelt werden.
Wir haben zum Test die 'Frame Difference' Methode verwendet, diese ist bei sich bewegenden Objekten besser geeignet, denn bei der 'Exposure Change' Methode könnte bei bewölktem Wetter auch der Helligkeitsunterschied von Wolkenschatten und Sonne eine Aufnahme ungewollt auslösen.
Im 'Motion Detect' Modus erscheint in der Mitte des LCD-Displays ein rechteckiger Bereich, der ca. 1/3 der Höhe und Breite einnimmt. Nur Änderungen innerhalb dieses Rechtecks werden erfasst und verarbeitet. Es ist dabei nicht wichtig, ob sich das Objekt im Schärfebereich oder außerhalb (unscharf) durchs Bild bewegt - der Sensor erfasst alle Veränderungen.
Der Rest ist einfach: Kamera auf einem Stativ ausrichten, den Schärfepunkt manuell einstellen (dort wo man später vorbeidüst) und die 'Motion Detect' Funktion im LiveView Modus aktivieren. Die Kamera löst ab jetzt jedes Mal aus, wenn man selbst durchs Bild fährt.
Der Erfassungsbereich lässt sich allerdings nicht verschieben, so dass man nur Bilder schießen kann, bei denen sich der Biker in der Mitte des Motivs befindet. Die Verzögerung ist minimal, so dass man immer genau in der Bildmitte bis kurz danach abgelichtet wird. Auch bei Nahaufnahmen mit extremen Weitwinkel-Objektiven funktioniert das noch ganz gut, man ist fast immer komplett auf dem Bild zu sehen.
Noch ein Hinweis zum Blitzen: Verfügt die Kamera über einen internen Blitz, dann kann dieser für die Aufnahme genutzt werden. Die Ansteuerung externer Blitze funktioniert nur per ETTL-Kabel oder ETTL-übertragenden Funksendern.
Fazit: Die 'Motion Detect' Funktion von 'Magic Lantern' ist ein cooles Tuning Tool für Canon DSLRs, mit dem Action Selbstportraits zum Kinderspiel werden. Unten findet ihr den den Link zum Download und zur Dokumentation.
03.10.2012 © FULLFACE | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall, Vivian Wehr