Pumptrack Projekt

Pumptrack Projekt

So realisiert man einen Pumptrack in der eigenen Stadt

Ein Pumptrack vor der Haustür wäre ne feine Sache. Wie man dieses Projekt angehen kann, erzählen uns Ben und Ditsch vom Soulrider e.V. aus Saarbrücken. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und durch Support von Sponsoren gelang es einen fetten Pumptrack mitten in der Landeshauptstadt aufzubauen. Wie man die Sache angeht, welches Budget erforderlich ist und welche Faktoren entscheidend für den Erfolg waren, könnt ihr in diesem Interview lesen:


Wie kam es dazu, dass ihr mit dem Soulrider e.V. einen Pumptrack mitten in der Landeshauptstadt realisiert habt?


Ben: Vor ca. 2 Jahren hatte ich mit ein paar weiteren Mitgliedern die Idee einen Pumptrack hier in Saarbrücken zu bauen. In unserer Stadt gab es noch nichts vergleichbares. Schnell stellte sich aber heraus, dass es gar nicht so einfach ist eine geeignete Fläche zu finden. So entschlossen wir uns das ganze offiziell über den Verein anzugehen und stellten direkt eine Anfrage an die Oberbürgermeisterin der Stadt. Sie antwortete auch prompt und verwies uns an das Grünflächenamt, um mit uns eine geeignete Fläche zu finden. Wichtig bei der Vorstellung war kurz und knapp zu vermitteln was ein Pumptrack ist, welche Qualität und Größe die Fläche mindestens haben sollte, das wir uns um die Anlage kümmern und für die Stadt keine unüberschaubaren Kosten anfallen.

Pumptrack Projekt

Wie gestaltete sich die Suche nach einer passenden Fläche?


Ditsch: Wir hatte schon sehr genaue Vorstellungen wie die Fläche ausschauen bzw. welche Eckdaten die Fläche aufweisen sollte. Die wichtigsten Punkte waren für uns, dass die Fläche auf jeden Fall groß genug ist, um nicht nur einen kleinen Rundkurs zu bauen. Mehrere Lines sollten realisierbar sein, ein paar Dirts sollten auch Platz finden und natürlich sollte der neue Spot sehr zentral liegen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad schnell erreichbar sein.

Ben: Der erste Vorschlag zur Location entsprach nicht so ganz unseren Vorstellungen aber im zweiten Anlauf wurden alle Kriterien erfüllt.

Ditsch: Auf dieser Fläche, welche sich direkt neben einem Bolzplatz befindet, gab es sogar bereits ein paar Erdhügel und man konnte sich schon vor dem inneren Auge vorstellen wie es später Mal aussehen könnte. Darauf folgte eine Besichtigung des Geländes zusammen mit dem Grünflächenamt Saarbrücken und es gab ein Übereinkommen, dass diese Fläche genügend potential bietet und die Stadt es bei entsprechenden Rahmenbedingungen auch zur Verfügung stellen könnte.

Pumptrack Projekt

Also konnte es dann direkt mit dem Bau los gehen?


Ditsch: So einfach war es natürlich nicht! Zuerst mussten wir das Projekt mit Kostenplan etc. nochmals bei einer Stadtratssitzung vorstellen, um von den dort Zuständigen das Okay zu erhalten. Entscheidend war hier eine gute Vorstellung der Sachlagen. Was ist eigentlich ein Pumptrack, wer nutz so etwas, Risikopotential, wer pflegt die Anlage, wer baut sie auf und wie soll das Ganze genau aussehen. Uns war recht schnell klar, dass wir einen Profi brauchen, um einen funktionierenden Pumptrack zu entwickeln und es nicht reicht mit einer Horde Soulrider und Schaufeln die Sache anzugehen.

Ben: Wir haben von zwei verschiedenen Bauherren Angebote vorgelegt und konnten somit auch die Kosten projizieren. Die Fläche liegt bei ca. 1000m² und man kann mit etwa 12-16 EUR pro m² an Kosten rechnen. Ca 8-10 Tage Bauzeit, großer Bagger zur Erdbewegung, kleiner Bagger zur Modellierung, Kalksandauflage ca. 40kg pro m² plus Kleinkram (Schaufeln, Rechen, Grassamen, etc.). Bei dem fünfstelligen Betrag war klar, dass dies nicht die Stadt tragen würde und wir haben uns um Sponsoren bemüht. Nach einer weiteren Ortsbegehung mit Vertretern der Stadt und des Bauamtes wurde uns dann doch eine Unterstützung von 2.000 EUR zugesagt. Eine Facebookgruppe hat geholfen eine Community zu bilden und weiter Sponsoren zu finden.

Pumptrack Projekt

Diddie Schneider hat sich ja für euch um die Planung und Modellierung gekümmert. Wie kam es dazu und wie lange hat die Errichtung gedauert?


Ditsch: Da von uns niemand Erfahrung im Bau eines Pumptracks hatte und wir das Gelingen nicht dem Zufall überlassen wollten, informierten wir uns welcher Profi für den Bau in Frage kommen könnte. Auf Grund vorheriger Projekte besteht zwischen unserem Verein bzw. unserem Präsi Maui und Diddie schon ein jahrelanger Kontakt. Da es sich bei Diddie um einen erfahrenen Streckendesigner handelt und er Lust hatte mit uns das Projekt zu realisieren, war das eine gute Option. Die Stadt hat noch ein zweites Angebot verlangt, welches auch attraktiv war, aber die Entscheidung fiel zu Gunsten Diddie aus, vielleicht auch weil es schon ein anderes Projekt im Bundesland Saarland gab und man sich daher kennt.

Ben: Die Terminfindung war etwas schwieriger, aber Ende Mai konnte endlich mit dem Bau begonnen werden. Geplant war eine Woche für die gesamte Modellierung und Fertigstellung. 7 Tage verbrachte Diddie und sein Partner Torsten mit der Planung, Organisation des Oberflächenmaterials und der Modellierung. Danach organisierten wir einen Build&Ride Event zu dem über 40 Helfer am Start waren, um den Track einzudecken und die ersten Proberunden zu rollen. Es ist wichtig das der Pumptrack von der Community getragen wird und nicht nur von einzelnen.

Pumptrack Projekt

Welche Empfehlung für eine Vorgehensweise würdet ihr geben, wenn sich jemand entschließt einen öffentlichen Track zu realisieren?


Ben: Organisiert euch, am besten als Verein. Erkundigt euch wer der richtige Ansprechpartner ist und bleibt hartnäckig, denn die Mühlen der Bürokratie mahlen bekanntlich sehr langsam.

Ditsch: Präsentiert das Vorhaben mit Referenzen, einem Kostenplan und kümmert euch früh genug um finanzielle Mittel - dann wird das schon. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die Stadt Saarbrücken, die Sponsoren, alle Helfer und vergesst nie: No digging, No riding!


Weitere Infos findet ihr auf diesen Websites:
Die offizielle Pumptrack-Website des Soulrider e.V.: www.pumptrack-sb.de
Das Video zur Pumptrack-Eröffnung: www.vimeo.com/50885692
Die lokale Facebook-Gruppe (Facebook Account erforderlich): www.facebook.com/groups/175760405771161
Die Website von Streckendesigner Diddie Schneider: http://www.bikefacilities.de

10.10.2012 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Georg Meier