Actionshots selbstgemacht - Teil 6: Trap Focus
Die Kamera löst aus, wenn man selbst durchs Bild segelt. Diese Methode funktioniert bestens bei neutralem Hintergrund am Fokus-Messpunkt.

Actionshots selbstgemacht - Teil 6: Trap Focus

Fotografieren mit Fokusfalle, nicht nur Vögel und Bienen lassen sich so erwischen

Eine Fokusfalle wird oft in der Naturfotografie eingesetzt und funktioniert relativ einfach, wenn die Kamera über die spezielle Autofokus-Funktion verfügt.

Das Prinzip: Die entsprechend eingestellte Kamera wird auf einen bestimmten Punkt scharfgestellt, z.B. direkt über einer Blüte. Sobald sich ein Objekt in den scharfen Bereich bewegt, z.B. eine Biene, löst die Kamera von alleine aus. Das Signal dazu kommt vom Autofokus-Sensor, der im definierten Messfeld ein scharfes Objekt registriert.

Warum das ganze nicht auch mal beim Biken testen? Eine weitere Möglichkeit Fotos von sich selbst zu schießen, wenn mal wieder kein Fotograf am Start ist. Voraussetzung ist, dass sich die Kamera entsprechend einrichten lässt. Einige Modelle von Pentax (K-7, K-5, K-r, K20D) bieten diese Funktion unter dem Begriff 'Catch-in-Focus', bei Canon lässt sich das automatische Auslösen im Profimodell EOS 1D über die Funktion P.Fn-16 aktivieren und auch bei Nikon (z.B. D90, D700) funktioniert es bei Auswahl der richtigen Fokus-Einstellungen.

Actionshots selbstgemacht - Teil 6: Trap Focus
Ein wolkenfreier Himmel ist der perfekte Hintergrund für Trap Focus Aufnahmen. Hier war nur der Fokus-Messpunkt in der Bildmitte aktiv. So gibt es keine Probleme mit zu frühem Auslösen.

Bei der Suche im Web findet man weitere Hinweise, wie sich DSLRs überlisten lassen, z.B. durch Abkleben eines Kontaktes zwischen Objektiv und Body. Da wir euch in den letzten Updates die Firmware-Erweiterung 'Magic Lantern' für die weit verbreiteten Canon Modelle 500D, 550D, 600D, 50D, 60D und 5D Mark II bereits vorgestellt haben, kommt hier das Tutorial für die damit realisierbare Fokusfalle.

Voraussetzungen und Einstellungen
Erforderlich ist ein Objektiv mit Autofokus. Man fotografiert zwar später im manuellen Modus (Schalter am Objektiv von AF auf MF umstellen), die Fokusdaten werden dabei jedoch übertragen und für das Auslösen des Verschlusses benötigt. Am einfachsten lässt sich die Kamera später auf einen Bildausschnitt ausrichten, wenn die Autofokusmessung auf das mittlere Messfeld umgestellt wird.

Fotografieren im LiveView-Modus (mit aktiviertem LCD-Display) ist bei dieser Methode nicht möglich. Individualfunktionen (z.B. fürs Scharfstellen über die Sterntaste) sollten deaktiviert werden, damit das Scharfstellen beim halben Drücken des Auslösers erfolgt.

Im Menü von Magic Lantern müssen dann noch zwei Einstellungen aktiviert werden:
1) 'Trap Focus' im Focus-Menü: von 'Off' auf 'Hold' stellen
2) 'Shutter Half-Press' unter Tweaks: von 'Off' auf 'Sticky' stellen

Die so aktivierte Kamera wartet jetzt darauf, dass im mittleren Autofokus-Messfeld ein scharfes Objekt auftaucht. Serienbilder können so nicht aufgenommen werden, die Kamera muss nach einer Aufnahme durch halbes Drücken des Auslösers erneut scharfgeschaltet werden.

Actionshots selbstgemacht - Teil 6: Trap Focus
Das abgelegte Bike oder den Helm kann man nutzen, um den Schärfepunkt zu definieren. Bei weitwinkeligen Aufnahmen von vorne löst die Kamera fast immer zu früh aus - näher heranzoomen oder seitlich fotografieren erhöht die Trefferquote.

Aufnahmeort auswählen
Der Praxistest zeigt, dass das Einrichten der Aufnahme zeitintensiv sein kann, denn je nach Hintergrund und Zoomstufe reagiert die Kamera sehr sensibel. Gerade bei Aufnahmen im Weitwinkelbereich (große Tiefenschärfe) ist das Einrichten der Aufnahme nahezu unmöglich. Sobald sich im Hintergrund Blätter bewegen, Wolken durchs Bild ziehen oder Insekten nah am Objektiv vorbei fliegen, löst die Kamera aus. Hier muss man bei der Perspektivenwahl wirklich darauf achten, dass der zentrale Fokus-Messpunkt in den hellen Himmel oder einen dunklen, schattigen Bereich zeigt. Der Hintergrund sollte so wenig Kontrast wie möglich aufweisen, hell oder dunkel spielt dabei keine Rolle.

Einfacher wird es ab mittleren und bei längeren Brennweiten. Hier ist die Schärfentiefe gering, der Hintergrund also schön unscharf. Die Kamera reagiert dadurch nur auf Objekte, die sich im Fokusbereich bewegen. Im Tele-Bereich wird das Blickfeld des Objektivs aber zunehmend schmaler, eine sehr genaue Einrichtung auf den Bildausschnitt ist erforderlich, damit auf dem Foto nicht Kopf oder Räder abgeschnitten sind.

Ideal ist eine seitliche Kameraposition, so dass man später von einer Seite zur anderen durchs Bild fährt. Bei frontalen Aufnahmen (Fahrt auf die Kamera zu) wird das Foto meist immer zu früh ausgelöst, da der Sensor schon bei der Annäherung Schärfe erkennt.

Actionshots selbstgemacht - Teil 6: Trap Focus
Oben und rechts wurde der Bildauschnitt falsch gewählt. Bei zu viel Zoom ist der Kopf schnell ab. Hier passt der Ausschnitt und mit Blitz funktioniert das ganze auch bei Dämmerung.

Zur Vorbereitung der Aufnahme sucht man zuerst eine passende Location für das Foto, richtet die Kamera auf einem Stativ aus und wählt gegebenenfalls die passende Zoomstufe. Die Kamera nimmt euch später in der Bildmitte auf, dabei auch Größe von Bike+Rider berücksichtigen, damit nichts abgeschnitten wird.

Zur Scharfstellung kann man die Kamera mit aktiviertem Autofokus auf den Punkt richten, wo später das Foto entstehen soll. Dazu kann man den Helm oder das Bike an diese Stelle legen, oder auf einen nahen Punkt (Boden, Baum) fokussieren. Kamera kurz neigen, scharfstellen, zurückneigen und das Objektiv wieder auf MF umschalten.

Wenn das mittlere Autofokus-Messfeld jetzt in einem unscharfen Bereich liegt, dann sollte alles funktionieren.

Trap Focus Funktion wie oben beschrieben einstellen und durch halbes Drücken des Auslösers aktivieren. Die Kamera löst jetzt aus, wenn man vorbeirauscht.

Noch ein Tipp: Automatische Abschaltung der Kamera vorher auf mehr als fünf Minuten einstellen, sonst fällt das Gerät in den Schlafmodus, bevor ihr das Bike bergauf geschoben habt.

Fazit: Funktioniert, allerdings nicht in allen Aufnahmesituationen. Besonders das sensible Ansprechverhalten der Kamera ist störend - perfekt für Bienen, Mountainbiker sollten eher auf die in Teil 5 beschriebene 'Motion Detect' Funktion zurückgreifen.

24.10.2012 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall