Mitfahrten filmen - die besten Perspektiven
Die seitliche Position ist ein Klassiker. Zur besseren Abstützung sollte man die Cam zusätzlich mit Rohrisolierung und Gewebeklebeband befestigen - das vermeidet Verwackler.

Mitfahrten filmen - die besten Perspektiven

Wohin mit der GoPro? Fünf Positionen im Vergleich

Kennt ihr das auch? Manche Videos von GoPro-Mitfahrten schmerzen in den Augen, man möchte permanent den Bildausschnitt verschieben. Das Video zeigt den Lenker, aber der eigene Blick hängt wie ein Magnet am oberen Bildrand fest und versucht mehr von der Strecke zu erfassen. Die Maus zuckt und man sucht den Scrollbar, um den Ausschnitt zu verschieben...

Der Fehler liegt meist am falschen Bildausschnitt. Mitfahrten nimmt man so wahr, als würde man selbst auf dem Bike sitzen. Je näher die Aufnahme dem realen Sehfeld gleicht, desto mehr Spaß macht das Betrachten.

Gerade wenn man alle gefahrenen Strecken für das eigene Archiv sammelt, um sich die Abfahrten später noch einmal reinzuziehen, ist eine möglichst realistische Perspektive das A und O.

Für kurze Zwischenschnitte in Bikevideos sind aber auch verschiedene Perspektiven im Wechsel interessant, Actioncams bieten ja jede Menge interessante POVs (dazu gibt's ein paar Anregungen in einem der folgenden Updates).


Was also ist die perfekte Perspektive?
Wer Mitfahrten mit möglichst realistischem Eindruck filmen möchte, muss sich zunächst mit dem echten Blickfeld auseinandersetzen. Ausgangspunkt ist die Augenhöhe und der Blickwinkel auf die Strecke.

Je höher die Kamera montiert wird (z.B. oben auf dem Helm), desto steiler wird der Blick von oben auf die Strecke. Dies wirkt unnatürlich. Zudem ist meist die Sonnenblende störend im Bild.

Mitfahrten filmen - die besten Perspektiven
Oben auf dem Helm: zwar einfach zu montieren, aber ein zu steiler Blickwinkel - die Sonnenblende stört ebenfalls. Mit einem Brustgurt lassen sich Fahrten gut filmen - eine interessante Perspektive. Der Blickwinkel entspricht allerdings nicht ganz dem des natürlichen Sehfeldes. Tipp: Aus der Verpackung der GoPro Cam kann man sich leicht eine Basisplatte für den Brustgurt bauen. Zwei Schlitze bohren und einen passenden Gürtel durchziehen. Der Gurt eines Bike-Rucksacks sorgt zusätzlich für einen festen Sitz.

Auch zu tiefe Positionen (z.B. ein Brustgurt) wirken unnatürlich, da der Blick auf die Strecke zu flach ist und teilweise vom Lenker verdeckt wird. Die Arme sehen unnatürlich lang aus und auch die Knie schießen immer wieder störend ins Bild.

Seitliche Montagen am Helm entsprechen auch nicht dem natürlichen Blickwinkel. Die Höhe stimmt in etwa, aber die Achse ist seitlich um mindestens 15 cm versetzt. Der Blick erfolgt leicht seitlich auf die Strecke und der Helm ist überdimensional groß im Bild.

Ideal ist eine zentrale Position, die genau in der Blickrichtung liegt und keinen störenden Teil des Helmes zeigt. Dafür gibt es genau zwei Möglichkeiten: Die Montage der Actioncam direkt unter die Sonnenblende an den Stirnbereich (ohne Halterungen, sondern direkt mit Gewebeklebeband), oder die Montage an der vordersten Stelle des Kinnschutzbügels (funktioniert nur mit Fullface Helmen).

Beim Vergleich der beiden Perspektiven sieht man, dass die Montage am Kinnschutzbügel dem realistischen Blickfeld am nähesten kommt. Die Kamera muss dabei so ausgerichtet werden, dass die Bildmitte - oder eine Position leicht darüber - genau dem Punkt der Strecke entspricht, auf den man beim Biken vorausschauend blickt.

Die Weitwinkeloptik der Kamera gleicht dabei die um ca. 20 cm weiter vor und 10 cm tiefer gesetzte Position perfekt aus. Der Blick auf die Strecke wirkt natürlich und auch der Lenker erscheint gelegentlich im Bild. Diese Optik passt perfekt. Ein Vor- oder Nachteil ist, dass die Kamera direkt vor dem Mund montiert ist. Atemgeräusche oder auch das leiseste Fluchen werden aufgezeichnet. Allerdings lässt sich eine Abfahrt so auch perfekt LIVE kommentieren.

Für den realistischen Eindruck ist dies also die beste Variante, für Zwischenschnitte in Videos taugen alle Varianten. Ein Demo Video findet ihr ganz unten auf dieser Seite.

Mitfahrten filmen - die besten Perspektiven
Seitlich an Helm: Immer gut als Zwischenschnitt für Actionclips, man sieht die Abfahrt aber nicht mit den Augen des Fahrers. Schon eine relativ realistische Variante, im Video ist der Blickwinkel allerdings einen Tick zu steil, man blickt zu sehr von oben auf die Strecke. Die Befestigung ist aus Platzgründen nur mit Klebeband möglich.

Hier folgen noch einige Basics, die beim Filmen mit Actionscams hilfreich sind

Das ideale Videoformat
Ideal beim Filmen ist das 4:3 Format, auch wenn das Video später im 16:9 Format verwendet werden soll. Actioncams bieten diesen Modus als 1440p (1920 x 1440 Pixel, Full-HD mit größerer Bildhöhe) oder 960p (1280 x 960 Pixel, HD mit größerer Bildhöhe) an. Mit diesem maximalen Bildausschnitt stellt ihr sicher, dass vom Himmel bis zum Lenker alles eingefangen wird. Im Videoschnitt kann man später aus der 4:3 Aufnahme den passenden Ausschnitt wählen, das aufgenommen Video also vertikal verschieben, um es in das 16:9 Format einzupassen.

Die passende Framerate
Wenn ihr den Clip später in Zeitlupe ablaufen lassen wollt, solltet ihr beim Filmen eine hohe Framerate wählen. 60, 50 oder 48 fps (Bilder pro Sekunde) lassen sich bei der Videobearbeitung verlangsamen und mit halber Geschwindigkeit sauber abspielen. Wenn keine Zeitlupe erstellt werden soll, dann beim Filmen für PAL-Projekte mit 25 fps oder bei Aufnahmen im NTSC-Modus 30 fps verwenden. Die Qualität der Einzelbilder ist dann meist besser, als mit doppelter Framerate. Grundsätzlich solltet ihr immer im PAL-Modus filmen (das ist die europäische Fernsehnorm), um beim Videoschnitt die Aufnahmen aus verschiedenen Quellen leichter kombinieren zu können - 25 Bilder pro Sekunde ist der Standard.

Mitfahrten filmen - die besten Perspektiven
Die Montage am Kinnschutzbügel eines Fullface Helmes ergab bei unserem Test den realistischsten Eindruck - perfekt für Videoaufnahmen aus der Fahrerperspektive.

Kamera ausrichten
Bei der Montage einer Actioncam solltet ihr vor dem Filmen immer die Ausrichtung der Kamera überprüfen. Bei Actioncams ohne integriertem Display funktioniert dies per Wifi über ein Smartphone App oder mit aufsteckbarem LCD-Backpack. Ohne diese Hilfsmittel bleibt euch nur das Abschätzen oder Abchecken der Aufnahme am Rechner. Wenn die Position stimmt, könnt ihr loslegen.

Verwacklungsfreie Aufnahmen
In der Praxis hat es sich bewährt, die montierte Kamera mit Gewebeklebeband zu stabilisieren. Gerade bei der seitlichen Montage mit verschiedenen Verlängerungsgelenken kann die Kamera bei Erschütterungen wackeln. Und verwackelte Videoaufnahmen will nun wirklich niemand sehen. Ein Stück Rohrisolierung zwischen Helm und Gehäuse dient als zweite Stütze. Bombenfest verklebt wird das ganze mit Gewebeklebeband.

08.08.2013 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall